Kombüttler Dörpsgeschichte (KDG) e.V.
Webseite: http://www.kombuettler-doerpsgeschichte.deDie grünen Berge Eiderstedts im Zeichen des Klimawandels ISBN-13. 978-3961941698
Ausgerechnet, als der stellvertretende Landrat Carsten F. Sörensen in der Koldenbüttler Kirche am Sonnabend die Folgen des Klimawandels
beschwor, heulte die Feuerwehrsirene des Ortes auf. Ein kurzer Gänsehaut-Moment für die rund 80 Gäste, schnell war aber klar, dass es der
wöchentliche Probelauf war. – Quelle: https://www.shz.de/34097167 ©2022
Doch symbolisch hallte das nach, denn den Hintergrund der zweistündigen Feier bildeten die Bedrohungen, die vom Anstieg des Meeresspiegels, vom Klimawandel, von Sturmfluten und von zunehmenden Starkregen-Ereignissen ausgehen. Und der Anlass für die Feier war die Vorstellung des Buches „Die grünen Berge Eiderstedts“, das Professor Dr. Eckhard Breitbart verfasst hat. Auf 290 Seiten ist wissenschaftlich fundiert alles von frühen Besiedlungen und fortwährenden Veränderungen der Küstenformationen zusammengetragen worden – bis hin zu Details über Deiche und Warften in und um Koldenbüttel herum.
Kulturhistorischer Wanderweg zu Warften
Er war vor Jahren nach Koldenbüttel gezogen und hatte sich in die historische Entwicklung der Warften vertieft. Bereits die ersten Siedler hatten sich für diese Wohnhügel zum Schutz vor der Nordsee entschieden, deren Höhe bereits früher ständig dem Anstieg des Meeres angepasst wurde. Der Verein Kombüttler Dörpsgeschichte hat die heute noch erkennbaren Spuren für einen kulturhistorischen Rundgang in einem Flyer zusammengefasst.
Schon lange vor Eckhard Breitbart hatten sich auch andere Autoren mit den Warften befasst. So zitierte der Autor in der Feier den römischen Chronisten Plinius den Älteren, der voller Mitleid notierte: „Dort bewohnt ein beklagenswertes Volk hohe Erdhügel, die mit den Händen nach dem Maß der hohen Flut errichtet sind.“
Im 20. Jahrhundert verschwanden viele Warften
Wenig Sinn in den inzwischen unbesiedelten Hügeln auf ihrem Land müssten die Landwirte der Region von den 50-er bis 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts gesehen haben, erzählt Breitbart in der Feier. „Sie haben die gerne mal in Nacht-und-Nebelaktionen beseitigt.“ Dabei sei ihnen die archäologische Bedeutung womöglich gar nicht bewusst gewesen.
Spätere Generationen haben nur noch 20 Prozent des Aufwandes, den wir heute betreiben. Dr. Johannes Oelerich, Umweltministerium
Aktuelle Küstenschutz-Maßnahmen
Wie aktuell Küstenschutz betrieben wird, erläuterte Dr. Johannes Oelerich, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz im Umweltministerium. Er zeigte, wie mit Nordstrandischmoor die erste von mehreren Halligen erhöht worden sei. Und er zeigte jene neuen Deichprofile, die von späteren Generationen leichter erhöht werden könnten. „Die haben später nur noch 20 Prozent des Aufwandes, den wir heute betreiben.“
St. Peter-Ording braucht Küstenschutz-Konzept
Er mahnte mit Nachdruck an, Konzepte für den Schutz von St. Peter-Ording zu entwickeln. „Die müssen sich Gedanken machen, wie sie den Küsten- und Hochwasserschutz realisieren wollen.“ Der Strand sei zwar bis zu 400 Meter breit, doch pro Jahr gingen acht Meter verloren.
Als Vorsteherin des Amtes Nordsee-Treene erklärte Eva-Maria Kühl, wie unterschiedlich die Landschaft in der von ihr vertretenen Region ist: von der erwähnten Hallig Nordstrandischmoor über die Geest bis zu den Mooren in der Eider-Treene-Sorge-Region. Mehrmals kam die Bedeutung der Moore zur Sprache, die vernässt bedeutende CO2-Speicher seien, aber ausgetrocknet beachtliche Mengen CO2 freigäben.
Carsten Sörensen zählte auf, was der Kreis anbiete: Beratung durch Klimamanager, das Klimabündnis, neue Formen der Mobilität und das der Nachhaltigkeit verpflichtete Beschaffungswesen.
Eiderstedts Amtsvorsteher Christian Marwig erklärte, dass für ihn Warften seit seiner Kindheit zum persönlichen Lebensgefühl gehörten. Es sei weniger die Nordsee, die ihm Sorgen mache, sondern Überschwemmungen binnendeichs. Wegen des geringen Gefälles auf der Halbinsel könne Eiderstedt nur schwer entwässert werden.
Koldenbüttels Bürgermeister Detlef Honnens, der die Feier moderierte, betonte, dass sich die Menschen wieder stärker gemeinsam vor dem Meer schützen müssten und es nicht etwa allein als staatliche Aufgabe sehen dürften.
Warnung vor Hautkrebs
Dr. Eckhard Breitbart ist Hautarzt. Und wohl überraschend für die meisten Zuhörer verband er das Thema der Erderwärmung mit Warnungen vor zunehmender Hitze und Sonneneinstrahlung. Mehrmals warnte er konkret vor Hautkrebs. Der hätte in den vergangenen 20 Jahren bei den über 65-Jährigen um 50 Prozent zugenommen. Die Operateure kämen kaum noch hinterher – ein bislang in der Öffentlichkeit wenig beachtetes Thema.
– Quelle: https://www.shz.de/34097167 ©2022
Kombüttler Dörpsgeschichte